Der Erste Weltkrieg gilt als Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Unter den Soldaten befanden sich auch zahlreiche Schriftsteller, die ihre Kriegserfahrungen literarisch verarbeiteten – zwischen Kämpfer-Pathos und desillusionierter Groteske.
von David, Babs & Frank
„Die haben uns also den Ferdinand umgebracht“: Die Nachricht von den Schüssen auf den österreichischen Thronfolger, die den Ersten Weltkrieg mit auslösen, gelangt bis zu einem Prager Wirtshaus und dort bis an die Ohren des Josef Švejk. Diese Worte bilden den Startschuss für eine der berühmtesten Odysseen der Weltliteratur. Der redselige Švejk, der seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf gestohlener Hunde bestreitet, wird zum Kriegsdienst eingezogen, und voller Begeisterung macht sich der einfach gestrickte Protagonist auf, um für Glanz und Glorie der k. u. k.-Monarchie zu kämpfen. Doch tatsächlich wird Švejk die Front nie erblicken, sondern Gegner bekämpfen, die wesentlich mächtiger sind als die russischen oder serbischen Truppen: nämlich seine eigene abgrundtiefe Dummheit und den menschenverachtenden, bürokratischen Stumpfsinn der Armee.
Jaroslav Hašek, der Schöpfer des Švejk, starb 1923 mit nur 39 Jahren – schwerer Alkoholismus und eine unauskurierte Tuberkulose zollten ihren Tribut. Die Abenteuer des guten Soldaten Švejk im Weltkrieg, sein magnum opus, blieb unvollendet. Hašek unterbrach schon jung seine bürgerliche Berufskarriere, um als Bohemien zu leben. Seine Wirtshausaufenthalte finanzierte er als Schriftsteller und Journalist. Nebenbei war er in der tschechischen anarchistischen Bewegung aktiv und agitierte gegen Staat, Armee und Kirche – nebst betrunkenen Randalen ein Grund für wiederkehrende Konflikte mit dem Gesetz. 1914 wurde er in das 91. Budweiser Regiment (in dem auch Švejk dient) eingezogen. In russischer Kriegsgefangenschaft schloss er sich der Tschechoslowakischen Legion an, die gegen Österreich-Ungarn kämpfte, lief später zu den Bolschewiki über und war in der Roten Armee als Kommissar tätig. Erst 1920 kehrte er nach Prag zurück und begann, den Švejk-Roman zu verfassen.
Blödheit vs. ‚Kakanien‘
Vorbild für die Antiheld-Figur war wahrscheinlich František Strašlipka, ein Offiziersdiener, den Hašek im Krieg kennen lernte und der mit ihm zusammen in Gefangenschaft geriet. Später erklärte der Schriftsteller, das Schlimmste am Krieg sei nicht die Grausamkeit der Schlachten, sondern das permanente dumme Geschwätz Strašlipkas gewesen. Ein großer Teil von Hašeks Roman besteht tatsächlich aus redseligen und sinnfreien Anekdoten, die Švejk – oft in Erwiderung eines Armeebefehls – von sich gibt, womit er seine Vorgesetzten in den Wahnsinn treibt. Dabei ist Švejk eigentlich ein Mustersoldat: kaisertreu, kriegsbegeistert, kadavergehorsam. Doch eben weil er Befehlen blind folgt, enthüllt er deren Absurdität – und damit gleich die der ganzen Armee. Der Krieg taucht in Hašeks Roman nur in indirekter Erzählung auf – wenn etwa eine blutrünstig-groteske Propagandageschichte über einen heldenhaften k. u. k.-Soldaten in Umlauf gebracht wird. Vielmehr dient er dazu, die austro-ungarische Monarchie im Umbruch darzustellen, die im Krieg ihr hässliches Gesicht preisgibt: autoritär, gewalttätig, aggressiv nationalistisch, stumpfsinnig bürokratisch, kriegsverherrlichend. Geführt von Generälen, die die Pünktlichkeit des soldatischen Stuhlgangs für das A und O von Recht und Ordnung halten, und gesegnet von herumhurenden, dauerbetrunkenen Geistlichen. Hašek setzt der k. u. k.-Monarchie nicht Vernunft oder Moral entgegen, sondern die destruktive Blödheit des Švejk.
Als Die Abenteuer des guten Soldaten Švejk im Weltkrieg erschien, griff die konservative Literaturkritik in der Tschechoslowakei den Roman sogleich als zynisch und vulgär an. Literaten wie Max Brod hingegen lobten Hašeks Werk, das schon in den 1920er Jahren zur literarischen Sensation wurde und in Tschechien heute als Kultbuch gilt. In Deutschland war der Roman bis 2014 nur in Grete Reiners Übersetzung von 1926 zu lesen und war bis zu seinem Verbot 1933 ein großer Erfolg. Die Pragerin ließ jedoch die tschechischen Figuren österreichisches Kauderwelsch mit böhmischem Einschlag sprechen, was den spezifisch tschechischen Charakter des Romans verschleierte. Bei Hašek sprechen die Tschechen nämlich fehlerfreies Umgangstschechisch, während die österreichischen Offiziere radebrechendes Tschechisch nutzen. Antonín Brouseks neue Übersetzung von 2014 hat sich dem Geist des Originalromans wieder angenähert und zugleich Sätze mit derber Fluch- und Fäkalsprache rekonstruiert, die Reiner in den 1920er Jahren gestrichen hatte.
Aufbruch und Ernüchterung
Auch zahllose deutsche Autoren setzten sich mit dem Ersten Weltkrieg auseinander. In den ersten Wochen dominierte Aufbruchsstimmung: Der Krieg versprach für jeden die Möglichkeit, an der Front ein Held zu werden. Namhafte Schriftsteller wie Thomas Mann oder Rainer Maria Rilke stimmten in diesen anfänglichen Begeisterungschor ein – auch, weil ein Sieg der Mittelmächte für die meisten außer Frage stand. Solche Träume zerbrachen an der blutigen Realität des Grabenkriegs, an der auch die deutschen Autoren bald nicht mehr vorbeikamen.
Diese Entwicklung zeigt der Sammelband Krieg von allen Seiten: Herausgeber Wilhelm Krull, Literaturwissenschaftler und Generalsekretär der Volkswagen-Stiftung, beschreibt die unterschiedlichen Deutungen des brutalen Kriegsgeschehens, die später zu einer Polarisierung der Schriftsteller – zwischen Kriegsheroisierung und pazifistischer Entzauberung – beitrugen. Gerade von konservativen und völkischen Autoren wurde der Stellungskrieg später mit der Bedeutung einer heroischen Belastungsprobe für die Beständigkeit der „Volksgemeinschaft“ aufgeladen. Dass die Heroisierung und Ästhetisierung des Krieges aber nicht nur durch nachträgliche Umdeutung und Propaganda, sondern tatsächlich auch durch die Faszination der Beteiligten zustande kam, zeigt das Beispiel von Walter Flex’ Der Wanderer zwischen den beiden Welten (1917), in dem der kriegsbegeisterte Protagonist den „tiefsten Wunsch“ äußert, wenigstens einmal an einem Sturmangriff teilzunehmen – und im Kampf fällt, kurz nachdem ihm dieser Wunsch erfüllt wurde.
Der Band versammelt Erzählungen von Autoren aller politischen Richtungen, vom Kommunisten bis zum Nationalkonservativen, aus den Jahren 1912 bis 1922. So wird die Entwicklung bis in die Weimarer Republik ersichtlich, zumal einige Werke wegen ihrer Kritik am Militarismus erst nach Kriegsende erscheinen konnten. Überhaupt hatte sich Prosa jenseits der Jubelschreie erst nach einer gewissen Ernüchterung ab 1915 wieder mit ihrer Kritik an Krieg und Militarismus Gehör verschaffen können, wurde jedoch meist durch die Zensurbehörden am Erscheinen gehindert oder musste zuvor die geforderten Änderungen und Streichungen umsetzen. Anders als solch kritische Antikriegsliteraten glorifizierten die Autoren eines Soldatischen Nationalismus „den Krieg als Erneuerer des Menschengeschlechts“, so Krull. Auch Erfolge wie Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues (1929) sollten, so der Herausgeber, nicht „dazu verleiten, die Wirkung der vergleichsweise geringen Zahl kriegskritischer Werke auf die politische Einstellung der Massen zu überschätzen“.
Am bemerkenswertesten im Panorama der vertretenen Texte ist aber Wilhelm Lamzsus Das Menschenschlachthaus, das 1912 bereits mit dem prophetischen Untertitel „Bilder vom kommenden Krieg“ erschien. Es zeichnet eine erschreckend realitätsnahe Vision der künftigen Schlachtfelder: „Da draußen liegen Arme, Beine, Köpfe, Rümpfe… das ganze Regiment liegt dort zerfetzt am Boden, ein Menschenklumpen, der zum Himmel schreit…“. Wie anderen Warnungen blieb ihm jedoch keine Wirkung vergönnt.
Viele der deutschen Autoren, die sich 1914 freiwillig zum Krieg gemeldet hatten und – konfrontiert mit dem Massensterben – ihre anfängliche Begeisterung überdachten, brachten ihren Lesern die Frontrealität näher. Zu den bekanntesten dieser literarischen Frontberichte zählt zweifellos Ernst Jüngers In Stahlgewittern – zugleich eines der meistdiskutierten deutschen Bücher des 20. Jahrhunderts. Jünger, Jahrgang 1895, hatte sich Anfang August 1914 direkt von der Schulbank freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet. Er kämpfte in Frankreich und erlebte viele der großen Kriegsereignisse mit, darunter die Schlacht an der Somme, die dritte Flandernschlacht und die deutsche Frühjahrsoffensive 1918. Auf Basis seiner akribisch geführten Kriegsaufzeichnungen verfasste er die Stahlgewitter, die mit dem Untertitel „Aus dem Tagebuch eines Stoßtruppführers“ erstmals 1920 erschienen – im Selbstverlag, mit einer Auflage von 2.000 Exemplaren. Bereits zwei Jahre später wurde das Buch ins Spanische übersetzt; es folgten Fassungen auf Englisch (1929) und Französisch (1930), bis heute erschien es in elf weiteren Sprachen. Der Roman bildete den Ausgangspunkt einer jahrzehntelangen Schriftstellerkarriere, wurde und wird jedoch immer wieder dafür kritisiert, den Krieg und das soldatische ‚Heldentum’ zu glorifizieren oder zumindest zu ästhetisieren: Trotz all der Brutalität, die Jünger schildert, atmen die Stahlgewitter regelrecht die Faszination für das Kriegsgeschehen und den Pathos des Kämpfers.
Ambivalente Lesarten
In den 1920er Jahren veröffentlichte Jünger weitere Bücher über seine Erlebnisse im Krieg, zum Beispiel Der Kampf als inneres Erlebnis (1922) oder Feuer und Blut (1925). Als entschiedener Gegner der Weimarer Republik schrieb er außerdem zahlreiche Artikel für nationalrevolutionäre und nationalistische Publikationsorgane. Für seinen Biografen Helmuth Kiesel gehört Jünger unter „die ‚Totengräber‘ der Weimarer Republik“; manch Wissenschaftler sieht ihn als einen intellektuellen Wegbereiter des Nationalsozialismus – nicht zuletzt, weil sein Wirken die Begeisterung für Krieg und Militarismus geschürt habe.
Als literarische Verarbeitung des Ersten Weltkrieges aber sind die Stahlgewitter bemerkenswert: Bis zur Fassung letzter Hand hat Jünger sie elfmal überarbeitet; insgesamt sieben Versionen sind erschienen. Darum ist für die Lektüre essenziell, zu welcher der zahlreichen Ausgaben man greift. Nachvollziehen kann man dies erstmals in einer historisch-kritischen Ausgabe, herausgegeben vom bereits erwähnten Helmuth Kiesel. Der Professor für Neuere Deutsche Literatur in Heidelberg hatte zuvor Jüngers Kriegstagebücher editiert, die als Grundlage der Stahlgewitter dienten. In einem separaten Material-Band bietet Kiesel stilistisch durchweg eindrucksvolle Erläuterungen zu Jüngers Werk – ausführliche Beschreibungen seines Kriegseinsatzes, seiner Umarbeitung von den Tagebüchern in die Stahlgewitter sowie zahlreiche Rezensionen zu den verschiedenen Ausgaben und die Entwicklung der Auflagenhöhe über die Zeit hinweg.
Kiesels Mammut-Edition zeigt: Zurückgreifend auf diese Aufzeichnungen hatte Jünger seinen Roman nicht bloß immer wieder inhaltlich und sprachlich-stilistisch überarbeitet, sondern umfangreiche Passagen gestrichen, hinzugefügt und später manchmal erneut gestrichen. Derartige Änderungen führten auch zu einer Verschiebung des Inhalts, zu einer Anpassung an den politischen Zeitgeist und wurden durchaus kritisch und als Verletzung der Authentizität registriert – rein mit schriftstellerischem Perfektionismus lassen sie sich sicher nicht erklären.
Wie Jünger den Text an die jeweils herrschenden politischen Verhältnisse anpasste, zeigt etwa die Fassung von 1924, entstanden 1923, als der Ruhrkampf die Angst vor französischen Expansionsbestrebungen schürte und der Autor in Verbindung mit Kreisen der „Konservativen Revolution“ kam. In dieser Version sprüht der Text regelrecht von Nationalismus, enthielt etwa den Schlusssatz „Deutschland lebt und Deutschland soll nicht untergehen!“, den Jünger 1934 wieder strich, wie er überhaupt in dieser Überarbeitung viele der nationalistischen Passagen wieder entfernte oder zumindest relativierte. Die Glorifizierung von Kampf und ‚soldatischen Tugenden’ aber blieb davon nicht berührt, war sie doch bereits in der Originalfassung von 1920 enthalten gewesen.
Solche Änderungen erklären vielleicht, warum Joseph Goebbels im Januar 1926 in sein Tagebuch notierte, Jüngers Stahlgewitter sei ein „glänzendes, großes Buch“ und die „nationale Leidenschaft“ lobte, spätere Fassungen aber kritisierte, 1942 hingegen der eher linke französische Schriftsteller André Gide es als „das schönste Kriegsbuch“, das er je gelesen habe, als „aufrichtig, wahr und höchst ehrenhaft“ bezeichnete.
Eine größere Überarbeitung erfuhr der Text Ende der 1950er Jahre, noch im Eindruck des Zweiten Weltkrieges: In der daraus hervorgegangenen Fassung von 1961 wurden hauptsächlich die Schilderungen des Krieges „gemildert“, eingefügt wurden dagegen Passagen zu Versöhnung, Mitleid – und Trauer. Je nach Fassung erlauben die Stahlgewitter also unterschiedliche Einschätzungen zu den Motiven und der politischen Verortung des Autors.
Ein daran anschließender bemerkenswerter Aspekt ist die Deutung von Jüngers Kriegsschilderungen: als abschreckende Mahnung oder euphorischer Bellizismus? So weit diese Pole auch auseinander liegen, findet sich in den Stahlgewittern doch ein Nebeneinander von ‚sachlicher’, teils befremdlich gefühlskalter Beschreibung des massenhaften Sterbens einerseits und pathetischer Heldenrhetorik andererseits. Erich Maria Remarque, der einige Jahre nach der Erstausgabe der Stahlgewitter mit Im Westen nichts Neues eines der berühmtesten Werke über den Krieg verfasste, äußerte 1929 in einem Interview, dass Jüngers Buch einen starken pazifistischen Einfluss ausübe. Im Vorwort zur Erstausgabe der Stahlgewitter 1920 hatte Jünger als Motiv für sein Werk neben der Erinnerung an seine Kameraden die Darstellung des modernen Krieges. Dieser, so Jünger in heute noch gebräuchlichem Duktus, „gipfelte in der Materialschlacht“: „Selbst der Mensch wurde als Material gewertet.“
Jünger als Person hat den Krieg lange Zeit bejaht, ein Umdenken setzte erst später ein. Doch es ist seinen Tagebüchern zu entnehmen, dass seine Bereitwilligkeit zum Kriegsdienst nicht einem nationalistischen oder politischen Impuls entsprang, sondern jugendlicher Lust auf ‚Abenteuer‘. „Das Persönlichkeitsbild, das sich aus Jüngers unüberarbeiteten Aufzeichnungen ergibt, ist sehr viel nuancierter und um einiges weniger ‚soldatisch’ als das der heroisierend überformten Stahlgewitter und der anderen gedruckten Kriegsbücher“, weiß der Herausgeber der historisch-kritischen Ausgabe. Kiesel sieht bei Jünger darüber hinaus eine „ästhetizistische Veranlagung und Grundhaltung“, offenbar werdend in der „Fähigkeit zur Distanzierung wie zur ungerührt ‚kalten’, von humanitär-ethischen Wertungen absehenden Beobachtung auch schrecklichster Dinge“.
Obwohl im Tagebuch später auch vom „Scheißkrieg“ die Rede ist, brannte Jünger für Gelegenheiten, sich in kriegerischer Konfrontation zu beweisen – die ihm, wie die Stahlgewitter zeigen, auch zuteil werden sollten.
Gemeinsam gegen die Wirren des Krieges
Dass man auch abseits der direkten Konfrontation – nämlich im Feldlazarett – die Schrecken des Krieges vor Augen geführt bekommt, zeigt das Beispiel Ernest Hemingways, der bei der italienischen Armee als Sanitäter tätig war. Sein Roman In einem andern Land (Originaltitel A Farewell to Arms) erzählt von dieser Erfahrung: Frederic, ein junger amerikanischer Soldat in der italienischen Armee, verliebt sich in die englische Krankenschwester Catherine. Als Frederic bei einem Angriff verletzt wird treffen sie sich im Krankenhaus wieder; Catherine wird schwanger und Frederic desertiert, um bei ihr zu sein.
Der Roman trägt autobiografische Züge: Auch Hemingway war erst achtzehn, als er in Mailand stationiert wurde; auch er verliebte sich in eine Lazarett-Krankenschwester – wenngleich ihre Liebe im Gegensatz zur fiktiven nicht von Dauer war. Seine Kriegsverletzung zog Hemingway sich zu, als er kämpfenden Soldaten Schokolade und Zigaretten bringen wollte und in unmittelbarer Nähe eine Bombe detonierte. Bei seiner Rückkehr in die Heimat wurde er als Kriegsheld gefeiert.
Ein Jahr nach der Erstveröffentlichung 1929 erschien sein Roman auch in Deutschland. „Ein Abschied den Waffen“, wie das Buch in wörtlicher Übersetzung heißen würde, war erst der zweite Roman des damals Dreißigjährigen, der zuvor als Reporter beim Kansas City Star geschrieben hatte. Auch wenn darin der Krieg eher eine Nebenrolle zu spielen scheint, prägte er Hemingway lebenslang, etwa als immer wiederkehrendes Thema in seinen Büchern. Auch zog es ihn nach seinen Erfahrungen im Ersten Weltkrieg wieder in die Front: Er war Kriegsberichterstatter im Griechisch-Türkischen Krieg in den 1920er Jahren und im Spanischen Bürgerkrieg (letzteren verarbeitete er in Wem die Stunde schlägt). Diese Erfahrungen ließen Hemingway nicht los. Noch Jahre später klagte er über Schlaflosigkeit und nannte sie eine „Kriegsneurose“. Dennoch fühlte er sich schlecht, als er 1951 nicht mit in den Korea-Krieg ziehen konnte.
All die literarischen Schilderungen über die Schrecken des Großen Krieges von 1914 – über die irreversiblen körperlichen und seelischen Leiden, die er hervorrief, über das Vernichtungspotential von Nationalismus und Militarismus, über das Ende aller menschlichen Vernunft – sie konnten freilich nicht verhindern, dass zwei Jahrzehnte später erneut Millionen von Menschen ihr Leben ließen. Wieder oblag es vielen Generationen von Schriftstellern, die Erfahrungen zu verarbeiten. Erfahrungen, die alles Bisherige in den Schatten stellten.
Jaroslav Hašek: Die Abenteuer des guten Soldaten Švejk im Weltkrieg
Reclam Bibliothek 2014
1.005 Seiten
29,95 €Ernst Jünger: In Stahlgewittern (Historisch-kritische Ausgabe, hg. von Helmuth Kiesel)
Klett-Cotta 2013
1.245 Seiten
84,00 €Wilhelm Krull (Hrsg.): Krieg – von allen Seiten: Prosa aus der Zeit des Ersten Weltkrieges
Wallstein-Verlag 2013
222 Seiten
19,90 €Ernest Hemingway: In einem andern Land (Originaltitel: A Farewell to Arms)
Rowohlt-Verlag 1999
384 Seiten
9,99 €
Schreibe einen Kommentar