Am Samstag spielte die Gustav Peter Wöhler Band in der Kulturarena. „Nur Covermusik“, sagen die einen. „Richtig gut“, würde es besser treffen.
von Philipp
Am Samstag sah nichts danach aus, dass der Abend in der Kulturarena erbaulich werden würde. Dunkle Wolken, gefühlte Minustemperaturen und dann auch noch die Aussicht auf Covermusik. Aber 1.000 Musikwillige, darunter der Verfasser, zog es trotzdem zum Halbrund vor dem Jenaer Theaterhaus. Um es gleich zu sagen: es hat sich gelohnt.
Bekannterweise verstecken sich hinter den unspektakulärsten Namen oft die interessantesten Musiker. Gustav Peter Wöhler und seine Band (Piano, Kontrabass, Westerngitarre) betraten also um kurz nach acht die Bühne und es ging los. Zwei Stunden lang verzauberten sie die Besucher, von denen die meisten doch bis zum Schluss zwar wippend, aber doch irgendwie unentschlossen auf ihren Bänken sitzen blieben. Dies kann man aber keineswegs dem westfälischen Frontmann Gustav Peter Wöhler (GPW) anlasten. Er tanzte, drehte und alberte sich durch den Abend, hatte dabei die Lacher auf seiner Seite und spielte mit allerlei Klischees: mit seiner Homosexualität, mit dem in Westfalen sehr beliebten „Englisch for Runnaways“ (Englisch für Fortgeschrittene) und der Attraktivität der Saalestadt, die nur durch den „riesigen Dildo in der Mitte der Stadt“ verschandelt werde.
Das Ensemble aus guten Musikern, das bezeichnenderweise auch ohne einen Schlagzeuger oder Percussionisten richtig groovig spielte, zog die Zuhörer durch einen bunten Liedermix von den Beatles, über Sheryl Crow, The Cure, Paul Simon zu Westernhagen und Grönemeyer. Die bekannten Lieder wurden dabei so verändert und neu interpretiert, dass neue Kunstwerke entstanden und Wöhler, der Sänger, erlaubte sich mit seiner Phil-Collins-Stimme alle Freiheiten, bekannte Rythmen und Melodien zu verändern. Manchmal wollte der ein oder andere Zuhörer das Lied vielleicht in bekannter Art und Weise hören, aber die Band lies ihm keine Chance. Radikale Neuinterpretationen, die durch Machart und Ansatz genau zu den Instrumenten und der Stimme passten, gaben diesen Liedern einen tollen neuen Charakter.
Die Gustav Peter Wöhler Band überraschte und brillierte – und gab damit der unter manchen selbsternannten Musikkennern oft verachteten Covermusik jede Rechtfertigung als gleichberechtigte Musikform – denn wozu immer neue Lieder schreiben, wenn man aus den großartigen Songs der Vergangenheit noch nicht jeden Charakterzug, jede Bedeutung, jedes musikalische Potential gezogen hat?
Dieser Abend war ein gelungener Auftakt zum Arenafest, zur Halbzeitparty der 20. Kulturarena. Diese Veranstaltung ist ein Glück für Jena und gibt ihr, durch die vielen bekannten und unbekannten Künstler, einen Hauch von Saalemetropole.
(Foto: © Kulturarena)
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